Das Internationale Sport- und Kulturzentrum (ISK) in Halle-Neustadt ist ein außergewöhnlicher Sportverein. Hier trainieren Aktive aus mehr als 20 Nationen. Mit Disziplin und Respekt haben sie ihren 2011 gegründeten Club zum erfolgreichsten Nachwuchs-Boxzentrum in Sachsen-Anhalt aufgebaut.
Als Max Naumann sich 2012 von einem Freund zum Schnuppertraining beim ISK e. V. überreden ließ, war er fürs Boxen noch zu jung. „Denn Kämpfen darf man erst ab Zehn“, sagt der heute 17-Jährige. Trotzdem habe er keinen Moment ans Aufhören gedacht: „Das Training hat mir gleich Spaß gemacht“.
Heute ist der Halle-Neustädter siebenfacher Landesmeister Sachsen-Anhalts, Bronzemedaillengewinner der Deutschen U18-Meisterschaften – und schwärmt von seinem Verein, der seit 2017 obendrein Landesleistungsstützpunkt ist: „In unserer kleinen Halle trainieren 150 Kinder und Jugendliche aus Deutschland, Osteuropa, dem Nahen Osten, Zentralasien und Afrika. Aber wir sind ein verschworener Haufen, der 2019 zum erfolgreichsten Boxverein Sachsen-Anhalts wurde!“
Klare Regeln, Respekt und Vertrauen bilden das Fundament, auf das Vereinschef Vladislav Rogozhin den gemeinnützigen Verein 2011 gemeinsam mit seiner Frau Aljona und einigen Freunden gründete. Das Ehepaar mit dem Diplom der Sportakademie im russischen Krasnodar, das anfangs das komplette Trainerteam verkörperte, konnte schon bald erste Erfolge vorweisen – in Form von wachsenden Mitgliederzahlen, Medaillen und der wiederholten Berufung zum DOSB-Stützpunktverein „Integration durch Sport“.
„Während der Flüchtlingskrise ab 2015 haben wir über 50 Kinder und Jugendliche aufgefangen“, berichtet Rogozhin, der hauptberuflich als Sport- und Mathematiklehrer an einer Schule arbeitet: „Viele Kids, die traumatisiert und gewaltbereit waren, haben beim ISK wieder gelernt, nicht zuzuschlagen. Andere, die sich zurückgezogen hatten, haben Selbstbewusstsein getankt.“ Dafür wurde der Verein 2017 mit dem Integrationspreis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.
Zehn der jungen Neumitglieder aus jener Zeit sind heute noch im Verein – so wie Ali Ahmad. Aus dem schüchternen syrischen Jungen von 2016 wurde in der Boxhalle am Bildungszentrum ein Kämpfer, der sich durchzusetzen versteht. Als nach mehreren Turniersiegen sein Traum, Deutscher Meister zu werden, verletzungsbedingt zerplatzte, setzte er sich selbstbewusst neue Ziele. Gemeinsam mit Max Naumann absolvierte der heute 18-Jährige jüngst die Ausbildung für die Trainer-C-Lizenz. Seitdem verstärken die beiden Freunde das nunmehr achtköpfige Trainerteam und stacheln sich bei ihrer nächsten Herausforderung an: der Berufsausbildung. „Ali möchte Kfz-Mechatroniker werden, und ich Elektriker“, zeigt sich Max Naumann zuversichtlich, „wir boxen uns auch da gemeinsam durch“.
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