Sowas hat nun wahrlich nicht jede Stadt
Das zehn Quadratmeter große Modell in der Geschichtswerkstatt zeigt Halle-Neustadt Mitte der Achtzigerjahre. Doch die Geschichte des dreidimensionalen Schaustückes liegt im Dunkeln.
An einem Sommertag im Jahr 2001 klingelte das Telefon von Dr. Erwin Bartsch. Am anderen Ende der Leitung: Doris Siebert, die Leiterin des Schullandheimes „Angersdorfer Teiche“. Sie fragte den Vorsitzenden des Passendorfer Heimatbundes, ob der Verein nicht ein Modell Halle-Neustadts in seine Obhut nehmen könne. „Ich sagte spontan ,Ja’, allerdings musste ich zugeben, dass unser Verein keinen Platz für ein solches Exponat hat“. Ein paar Telefonate später fand Bartsch auch dafür eine Lösung. Das Modell zog ins heutige Mehrgenerationenhaus ,Pusteblume‘ ein, genauer in die „Geschichtswerkstatt“, die später in der Hemingwaystraße 19 ein Zuhause fand.
„Das Stadtmodell ist der unumstrittene Star unserer Schau“, freut sich Projektleiter Frank-Torsten Böger über die Dauerleihgabe. Herkunft und Entstehung des Schatzes allerdings geben viele Rätsel auf. „Alle Zeitzeugen versicherten uns bislang, dass das Modell aus der Neustadt-Information stammt, die bis 1991 im Rundbau An der Saaleaue existierte“, erläutert er, „allerdings zeigen die wenigen Bilddokumente, die wir aus DDR-Zeiten dazu haben, durchweg andere Modelle.“
Nach der Übergabe wurde das Modell restauriert. Fast 20 Jahre zuvor hatte Harald Zaglmaier, damaliger Bezirksarchitekt und früherer Stellvertreter von Chefarchitekt Richard Paulick, bereits die Überarbeitung eines „Stadtmodells 1:1.000 aus der Neustadt-Information“ in Auftrag gegeben, wie Dokumente im Stadtarchiv belegen. Auftragnehmer war die Werkstatt des Büros für Architektur und Städtebau des Bezirkes Halle. Für 3.500 DDR-Mark sollte das Schaustück Anfang 1983 um das Baugebiet „Am Südpark“ sowie um den V. und VI. Wohnkomplex ergänzt werden. Zaglmaier ist sich sicher, dass es sich dabei um jenes Exponat handelte, das heute in der Hemingwaystraße zu bewundern ist.
Übrigens: Auch im Wohngucker gibt es eine (wesentlich aktuellere, aber auch etwas kleinere) „Vogelperspektive en miniature“. Seit November 2016 wird es regelmäßig von Besuchern bestaunt. Per Knopfdruck können Interessierte hier nicht nur einzelne Wohngebiete mit Hilfe von Lichtpunkten sichtbar machen, sondern auch Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und vieles mehr. Geschaffen wurde das Mitmach-Schaustück vom halleschen Designer Martin Wetzel. Dessen Vater, der gleichnamige Burg-Professor, schuf für Halle-Neustadt übrigens nicht nur Kunstwerke wie den Alchimistenbrunnen und verschiedene Skulpturen, wie der 47-Jährige Junior sich erinnert. „Als ich Kind war, arbeitete er auch längere Zeit an einem Stadtmodell“.
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Neugierig geworden?
Hier kannst Du die Neustadt-Modelle besichtigen:
GWG Wohngucker im Neustadt Centrum:
Montag – Freitag: 9.30 -18 Uhr,
Samstag 9.30 – 16 Uhr.
Geschichtswerkstatt, Hemingwaystraße 19
Museumsnacht
Tag der Architektur
und nach Vereinbarung
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