Wer das "Harzer Karree" nicht kennt, kennt Halle-Neustadt nicht. Denn zwischen Zollrain und Kinderdorf liegt der Ursprung der einstigen "Stadt der Chemiearbeiter". In baulichen Besonderheiten spiegelt sich das ebenso wider wie in den Spuren, die Planer und Bauarbeiter, Künstler und Bewohner in fünfeinhalb Jahrzehnten hinterlassen haben. Wer Küche mit Bad mit Fenster bevorzugt, hat hier zum Beispiel beste Karten. Mehr als jede vierte Wohnung im GWG-Bestand ist mittlerweile per Aufzug erreichbar. Und nirgendwo sonst findet man so viele Halle-Neustädter, die noch die Anfänge des heutigen Stadtteils miterlebt haben.
Steffen Reschke hat lange in Halles Innenstadt gewohnt. Vor drei Jahren aber zog es ihn zurück nach Neustadt. Zum einen der Liebe wegen. Seine Frau Martina, die er damals kennengelernt und 20219 geheiratet hat ist seit vielen Jahren im Harzer Karree zu Hause. Sie und ihr Sohn wissen die kurzen Wege hier zu schätzen und ihre Wohnung war groß genug für drei. Ihren Mann brauchte sie von den Vorzügen des Viertels nicht überzeugen.
Bezüge zur Geschichte
Steffen Reschke ist hier groß geworden. "Den Deltakindergarten am Kinderdorf hab ich als Knirps besucht", erinnert sich der Soziologe. Heute befindet sich dort ein Seniorenheim. In der nahe gelegenen Gartenanlage "Angersdorfer Teiche", in der seine Eltern Anfang der 1970er Jahre einen Garten pachteten, engagiert er sich heute im Vorstand. Und in der Aula der einstigen 1. Polytechnischen Oberschule (POS), in deren Fundament Halle-Neustadts Grundstein ruht, hat er einst sein Abiturzeugnis bekommen.
Wohlfühlen bis ins hohe Alter
"Über 250 unserer Mietverträge bestehen seit mehr als 50 Jahren", weiß Kathrin Stange, Bereichskoordinatorin Wohnungswirtschaft der GWG, "die allermeisten davon im Harzer Karree". Das zeigt die große Verbundenheit und Zufriedenheit mit dem Viertel, das zwischen 1965 und 1969 erbaut wurde. In den Fünfgeschossern verfügt nur jede dritte Wohnung über drei oder mehr Zimmer, dafür die Mehrzahl über Küche und Bad mit Fenster. "Zudem haben wir seit dem Ende der 1990er Jahre viel investiert, damit sich unsere Mieter bis ins hohe Alter wohlfühlen können", resümiert Stange.
An sanierten Häusern, nachgerüsteten Balkonen und Solarthermieanlagen au sieben Dächern werde das ebenso sichtbar wie an einer "wachsenden Zahl von Rollatorboxen in den GWG-eigenen Grünanlagen", wie Kundenberaterin Isolde Busch erläutert. "Jede dritte GWG-Wohnung ist mittlerweile per Aufzug erreichbar."
Engagiert fürs Wohnumfeld
"Auch vor der Haustür hat unser Quartier viel zu bieten", erklärt die Mieter aus der Ballenstedter Straße, die seit nunmehr 55 Jahren in ihrer ersten Drei-Raum-Wohnung wohnen. Parkähnliche Innenhöfe und schmucke Blumenrabatten vor den Häusern sind nur eine der Annehmlichkeiten. Ob Kaufhalle oder Post, Schwimmhalle oder Kino, S-Bahn oder Straßenbahn: Fast alles, was im Alltag gebraucht wird, ist in wenigen Gehminuten erreichbar.
Nur ein gutes Restaurant wird noch vermisst im Viertel. Vielleicht wird die Einkaufspassage am "Gastronom" eines Tages wieder zu dem, was sie in der Kindheit von Steffen Reschke einmal war: "ein attraktives Stadtteilzentrum mit Läden, Cafès und Restaurants."
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