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  • Historische Postkarte der Galopprennbahn
  • Die Galopprennbahn heute
  • Renntag

Das Jahr 2013 sollte ein Fest werden auf den Passendorfer Wiesen. Schließlich stand der 100. Geburtstag der Pferderennbahn an. Dann fuhr das Jahrhunderthochwasser den Gratulanten in die Parade und sorgte für die längste Zwangspause in der Geschichte der Sportstätte.

Was um alles in der Welt hat die Väter der halleschen Galopprennbahn vor über 100 Jahren geritten, ihre Sportstätte in der Saaleaue zu errichten? Natürlich ist auch Christian Kremtz dieser Frage, die sich Generationen von Pferdefreunden und Hallensern seitdem gestellt haben, nachgegangen. „Zum einen standen 1912 in und um Halle nur zwei hinreichend große und ebene Flächen zur Auswahl“, bricht das Vorstandsmitglied des halleschen Rennclubs eine Lanze für die Herren des „Sächsisch-Thüringischen Reiter und Pferdezuchtvereins. Zum anderen sprach die Nähe zum Hettstedter Bahnhof und zur Straßenbahnendstelle an der Mansfelder Straße für diesen Standort. Vor allem aber waren die Verantwortlichen überzeugt, sich mit den Überschwemmungen arrangieren zu können.“

Kampf mit den Fluten

So setzte der vom Verein beauftragte Architekt Gustav Wolff das Tribünengebäude mit dem markant geschwungenen Dach auf eine massige Stützenkonstruktion aus dem damals noch exotischen Baustoff Beton. „Die Saalefluten konnten bis zu einem Pegel von etwa sieben Metern (dem „Jahrhunderthochwasser“ von 1882/d. Red.) hier einfach hindurchschwappen, ohne die darüber liegenden Zuschauerränge, Gastronomie und Funktionsräume in Mitleidenschaft zu ziehen“, lobt Kremtz die Weitsicht des Baumeisters.

Das Hochwasser 2013 erreichte einen Pegel von 8,10 Metern. Mit solchen Wassermassen hatte Wolff ebenso wenig gerechnet wie mit der Ignoranz der Nachgeborenen, die in den 1950-er Jahren das Untergeschoss mit Sanitär- und Umkleideräumen für die Jockeys, mit Wetthalle und Wiegeraum, Lager und Büros zubauten. Wie oft diese Räumlichkeiten und die nahe gelegenen Ställe von der Saale heimgesucht, trockengelegt und wieder hergerichtet wurden, hat laut Angelika Glodde „wohl noch niemand gezählt“. Allein seit 1988 erinnert sich die Pferdetrainerin, für die die Rennbahn seit mehr als fünf Jahrzehnten das zweite Zuhause ist, an fünf große Fluten. „Wir haben uns immer wieder aufgerappelt“, sagt die mit 776 Siegen bis heute erfolgreichste Rennreiterin Europas. „Aber im Juni 2013 sah es wahrlich nicht mehr danach aus.“

Viele Partner - ein Ziel

„Ohne Fluthilfemittel und viel Herzblut aller Beteiligten wäre diese historische Sportstätte für immer verloren gewesen“, zollt Rennclub-Vizechef Andreas Neugeboren der Stadt Halle als Grundstückseigentümerin, den Denkmalschutzbehörden sowie dem Land und der EU als Geldgeber ebenso Dank wie den engagierten Mitgliedern seines ehrenamtlichen gemeinnützigen Vereins. Bei der denkmalgerechten Sanierung seien „auch viele Sünden der Vergangenheit ausgebügelt“ worden, freut sich der MDR-Moderator. „Das Untergeschoss der Tribüne ist heute wieder unverbaut“, zählt Christian Kremtz zum Beispiel auf.

Nah am Renngeschehen

Von den Terrassen auf der Rückseite der Tribüne lasse sich das Geschehen „vor und nach dem Rennen ganz nah und live verfolgen“, verweist Kremtz auf eine Besonderheit, um die andere Rennveranstalter die Hallenser beneiden, „vom Aufsatteln über das Vorführen des Pferdes vor dem Wettkampfgericht bis hin zum Absatteln nach dem Rennen“. Außerdem liebten Jockeys und Reitsportfans die hallesche Bahn für ihre „faire Kurvenführung und die mit 530 Metern extra lange Zielgerade“. Dass der bilderbuchmäßig grüne Rennbelag im 2.050 Meter langen Rund auch der Nähe Halle-Neustadts zu verdanken ist, ahnen freilich die Wenigsten: Bei Bedarf kann der Turf mit jenem Nass bewässert werden, das die Brunnengalerie entlang der B80 aus dem Untergrund holt, um Halles größten Stadtteil vor Vernässung zu schützen.

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