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Teil 4: Das Leben in der "Anstalt"

Die Königlich-Preußische Provincial-Irrenanstalt Nietleben galt als eine der fortschrittlichsten ihrer Zeit. Frank Scheer vom Heimatverein Nietleben hat die spannendsten Eckdaten zu ihrer Entstehung zusammengefasst:

1844 zogen die ersten Patienten in die spezielle Einrichtung für psychisch Kranke auf dem Bardtschen Weinberg in Nietleben ein. Der große Gebäudekomplex setzte Maßstäbe in Deutschland und galt dort als einer der größten und modernsten seiner Art.

Anfangs für 400 Patienten errichtet, verdoppelte sich die Belegung in den nachfolgenden Jahrzehnten. In der für Preußens Zweckbauten so typischen Backstein-Architektur wurden weitere Krankenstationen errichtet, aber auch Sektions- und Arbeitsräume für Ärzte, Werkstätten, ein Gewächshaus, eine Hühnerfarm und eine eigene Wasserversorgung.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbesserte sich die Unterbringung psychisch beeinträchtigter Menschen grundlegend. Sie sollten nicht mehr nur "verwahrt" und weggesperrt, sondern ärztlich behandelt werden.

Die Standortwahl zwischen Stadt und Land hatte ebenso therapeutische Zwecke wie die Bauanlage. Als heilbar und als unheilbar geltende Patientinnen und Patienten lebten unter einem Dach, aber in getrennten Abteilungen.

Neu war auch die Form der Unterbringung in so genannten Kolonien. Dabei war der Hauptzweck eine Therapie anzuwenden, in der die Patienten mit sinnvollen (z. B. handwerklichen Arbeiten) Aufgaben betraut wurden. Auch Garten- und Feld-Arbeit hatten zum einen den Zweck einer Arbeitstherapie. Zum Anderen waren die Anstalten dadurch in der Lage den Haushalt von einigen Kosten zu entlasten und eine teilweise Selbstversorgung zu gewährleisten.

Es gab auch eine Anstaltszeitung. Die redaktionelle Gestaltung der Zeitung lag in den Händen der Pfarrer. Die Zeitung erschien in 30 Jahrgängen. Gedruckt wurde sie in der Druckerei der Heilanstalt. Dabei wurde der Satz für die Zeitung von den Patienten
ausgeführt.

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