Wo heute weite Teile Halle-Neustadts stehen, starteten noch bis 1968 Flugzeuge.
Mit dem Bau der ersten Häuser im III. Wohnkomplex endete die Geschichte des Flugplatzes Nietleben. Und damit eine Ära, die das Dörfchen 1925 auf europäische Landkarten katapultiert hat.
Mit der Einstellung des Flugbetriebs 1968 war der Name des Örtchens nach über 43 Jahren aus den Listen der Luftlandeplätze endgültig verschwunden. „Der 1925 eingeweihte Verkehrsflugplatz befand sich allerdings nicht im Gebiet der heutigen Neustadt“, räumt Frank Scheer vom Nietlebener Heimatverein mit einem weit verbreiteten Irrtum auf, „der Mittelpunkt des kreisrunden Flugfeldes lag einige Meter südwestlich des heutigen Wasserspielplatzes in Heide-Süd“.
Mit der Start- und Landefläche an der ehemaligen „Provinzial-Irrenanstalt“ wurde Halle binnen eines Jahres zu einem wichtigen Knoten des rasch wachsenden europäischen Linienflugnetzes, das von London bis Moskau, von Paris bis Kopenhagen reichte.
Der Erfolg erwies sich zugleich als größtes Problem: Schon kurz nach der Eröffnung zeichnete sich ab, dass der kleine Platz mit der rasanten Entwicklung des Flugverkehrs nicht würde mithalten können. Nachdem im April 1927 der – ebenfalls auf Initiative der Stadt Halle – errichtete Flughafen Schkeuditz eingeweiht worden war, blieb Nietleben Heimat für Sport- und Freizeitpiloten und für eine Jungfliegerstaffel der Reichswehr. Zu besonderen Publikumsmagneten entwickelten sich die Großflugschauen, die bis 1932 regelmäßig Zehntausende Menschen aus der ganzen Region nach Nietleben lockten.
Mit dem Bau der Heeres- und Luftnachrichtenschule an der Heideallee wurde der alte Flugplatz ab 1935 bis zur Mansfelder Straße hin vergrößert. Neben einer Reparaturwerft, mehreren Hallen und einem modernen Tower stand ab 1937 auch eine 1.600 Meter lange Start- und Landepiste in Ost-West-Richtung zur Verfügung.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden sämtliche Gebäude durch die Sowjetarmee zerstört und große Bereiche des Flugplatzes (bis zur heutigen Lise-Meitner-Straße) in das Kasernengelände integriert. Den südlichen Teil übergaben die Sowjets 1952 der Freien Deutschen Jugend (FDJ) zur Nutzung für den Flugsport. Später übernahm es die Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Bis zum Ende der Fünfzigerjahre entstanden im Bereich des heutigen Rennbahnkreuzes, zum großen Teil projektiert von Herbert Müller, die neuen Betriebsgebäude.
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